Koloniales Hamburg 2023

Wer immer bis zu diesem Tage den Sieg davontrug, der marschiert mit in dem Triumphzug, der die heute Herrschenden über die dahinführt, die heute am Boden liegen. Die Beute wird, wie das immer so üblich war, im Triumphzug mitgeführt. Man bezeichnet sie als Kulturgüter. Sie werden im historischen Materialisten mit einem distanzierten Betrachter zu rechnen haben. Denn was er an Kulturgütern überblickt, das ist ihm samt und sonders von einer Abkunft, die er nicht ohne Grauen bedenken kann. Es dankt sein Dasein nicht der Mühe der großen Genien, die es geschaffen haben, sondern auch der namenlosen Fron ihrer Zeitgenossen. Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht frei ist von Barbarei, so ist es auch der Prozess der Überlieferung nicht, in der es von dem einen an den anderen gefallen ist.
Walter Benjamin, Abschnitt VII
Über den Begriff der Geschichte

Die Kritik der Kolonialgeschichte Hamburgs wurde erst durch die kontinuierliche kritische Arbeit Vieler möglich. Einige möchte ich nennen.
Schwarze Frauen in Deutschland: ADEFRA, May Ayim, Hannimari Jokinen, Heiko Möhle, Fatima El-Tayeb, Uwe Timm, Arbeitskreis Hamburg Postkolonial, Noah Sow, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland: ISD, Henning Melber, Jürgen Zimmerer, Theodor Wonja Michael, Anke Schwarzer, Daniel Kwame Manwire, Suy Lan Hopmann.
Und Anh, Soufiane, Tatiana, Felix, Ines, die mir seit vielen Jahren immer wieder mein Verständnis weiten. Ohne sie wäre mein fotografisches Projekt zu den kolonialen Einprägungen in diese Stadt nicht möglich gewesen.

entstanden 2022 in Hamburg
Negativformat 4x5 Inch